Praxisorientierter Medienunterricht in Norwegen

Während es in Deutschland bereits ab der 3. Klasse die ersten Noten gibt, müssen sich Schüler in Norwegen erst ab der 8. Klasse anstrengen, eine 6 zu bekommen. Ja, richtig gehört. Die 6 ist das Äquivalent zur 1 in Deutschland – also die beste Note. Lies bei uns, worin sich das norwegische Schulsystem noch von dem deutschen unterscheidet.
Medienunterricht Norwegen
Lehrerin und Schüler mit Tablet im Unterricht ( © contrastwerkstatt - Fotolia.com )

7 Jahre Grundschule in Norwegen

In Norwegen besteht eine Schulpflicht von 10 Jahren. Der Unterschied zum deutschen Schulsystem: Die norwegischen Schüler gehen allerdings von der 1. bis zur 7. Klasse in die Barneskole (Grundschule).

Danach kommen sie in die Ungdomsskole (Sekundarstufe I), wo es auch zum ersten Mal Noten gibt. In den drei Jahren, die sie dort verbringen, entscheidet sich, wer es nach der 10. Klasse in die Videregående skole (gymnasiale Oberstufe/ Sekundarstufe II) schafft.

Kritische Stimmen aus europäischen Nachbarländern meinen, die lange Zeit bis zur ersten Note würde den individuellen Entwicklungsstand der einzelnen Schüler einschränken. Die meisten Bildungsexperten loben jedoch das norwegische Modell, das auf dezidierten Praxisbezug sowie die Entwicklung von sozialen Kompetenzen setzt.

Klassenarbeiten mit Notebooks

Früh übt sich. Bereits den Jüngsten wird durch praxisnahen Unterricht ein kritischer Umgang mit Medien beigebracht. Was in Deutschland meist als Innovation oder Neuerung im Unterricht angesehen wird, ist in Norwegen bereits Alltag.

Die meisten Schüler bekommen von ihrer Schule sogar Notebooks gestellt, die sie nach Schulschluss mit nach Hause nehmen dürfen. Des Weiteren ist es zum Beispiel üblich, wenn Schüler ihren Unterricht surfend am Computer verbringen und dort ihre ersten Gehversuche in Social Networks machen. Eigenmotivation ist hier gefragt. Diese Methode würde sich auch in deutschen Klassenzimmern gut machen.

In Norwegen bleibt der Lehrer bei dem PC-Unterricht meist eher im Hintergrund und greift nur sparsam unterstützend ein. So können die Schüler selbst Initiative ergreifen.

Computerspiele 2016 als Schulfach eingeführt

Anfang 2016 wurde bekannt, dass es auf einem norwegischen Gymnasium in Bergen erstmals Unterricht mit Computerspielen geben wird. Es ist nämlich bewiesen, dass PC-Spiele positive Effekte haben und die Sinne schulen können. Der Grundgedanke: Die Schüler sollen in dem Wahlfach »Gaming« Ausdauer, Geschicklichkeit und Teamgeist verbessern sowie ihre Konzentrationsfähigkeit trainieren.

Norwegen hat sich mit der Einführung dieses Fachs als Vorreiter in Sachen Medienschulung profiliert.

Gute Ergebnisse in internationalen Vergleichsstudien

Die Computerbildung an norwegischen Schulen gilt europaweit als wegweisend. Begeisterte Austauschschüler berichten, dass im Unterricht häufig Computer-Technik zur Visualisierung eingesetzt wird, wodurch der Unterricht verständlich und praxisbezogen ist.

Deutschland hat diesbezüglich einen eher konservativen Ruf. Einer Studie der Zeitung »Die Welt« zufolge haben ein Drittel aller deutschen Schüler lediglich rudimentäre Computerkenntnisse, mit denen sie es Experten zufolge auf dem Arbeitsmarkt schwer haben werden. Es ist Zeit, in puncto PC-Einsatz in der Schule umzudenken. Ein Blick in den Norden zeigt, wie es geht.