Spitzbergen – die kälteste Küste Norwegens

Svalbard, kalte Küste, wie die Inselgruppe im Nordatlantik auf norwegisch heißt, ist nur 1.300 Kilometer vom Nordpol entfernt. Spitzbergen ist die größte Insel des Svalbard-Archipels, dermit einer Gesamtfläche von etwa 62.700 Quadratkilometern doppelt so groß wie Belgien ist. Im deutschen Sprachgebrauch hat es sich eingebürgert, ganz Svalbard als Spitzbergen zu bezeichnen.

Hier am 80. Breitengrad prägen schroffe Felsen im Osten und überraschend üppige Vegetation an der Westküste eine unberührte Landschaft, die überwiegend von Gletschern bedeckt ist. Nirgendwo sonst auf der Welt kann man so mühelos weit in die Arktis vorstoßen wie in Spitzbergen, aber noch immer ist eine Reise hierher ein Abenteuer.

Wegen der Eisbären, den mächtigen Königen der Arktis, denen man hier genauso oft begegnet wie den großen Kolonien von Seevögeln, Robben und Walrossen, sollte man sich nicht ohne ortskundigen Führer in der freien Natur bewegen, zudem gibt es keine Straßen und nur eine Handvoll Unterkünfte, denn in Spitzbergen leben weniger als 2.500 Menschen auf vier Siedlungen der Hauptinsel verteilt.

Spitzbergen – der raue Nachbar Grönlands

Schon 1194 entdeckten die Wikinger die Inselgruppe: »Svalbardi fundinn« (»die kalte Küste gefunden«) fand man in alten norwegischen Schriften. Es wird vermutet, dass damit Spitzbergen gemeint war, es könnte jedoch auch Grönland gewesen sein.

Als eigentlicher Entdecker gilt jedoch der niederländische Seefahrer Willem Barents, der am 25. Juni 1596 die Inselgruppe sichtete. Nach ihm sind der Ort Barentsburg und die Barentsee benannt. Er selbst benannte das Land nach den spitzen Bergen an der Westküste, weshalb Spitzbergen heute der Name der größten Insel der Inselgruppe ist.

In den folgenden 300 Jahren war Spitzbergen Ziel von Wal- und Robbenfängern sowie Jägern, die hier Eisbären, Polarfüchse und Rentiere erlegten. 1899 entdeckte der norwegische Seefahrer Soren Zachariassen reiche Kohlevorkommen, woraufhin 1906 das erste Kohlebergwerk Spitzbergens durch den amerikanischen Millionär John Longyear entstand. Dieser war auch Namensgeber der Hauptstadt Spitzbergens, die Longyearbyen heißt.

Ny Ålesund – das nördlichste Postamt der Welt

In Ny Ålesund, dem ehemaligen Grubenort am Südufer, haben Besucher auf originelle Weise Gelegenheit, Familie und Freunden von ihren Reiseerlebnissen zu berichten, denn hier steht das nördlichste Postamt der Welt – und wer bekommt schon einmal Post aus Spitzbergen?

Die nördlichste Siedlung der Welt ist von historischem Interesse, denn einst war sie Ausgangspunkt der großen Polarexpeditionen von Amundsen, Nobile und Ellsworth. Noch heute befindet sich hier der Landemast für Luftschiffe aus den 1920er Jahren, von wo auch der norwegische Polarforscher Roald Amundsen mit seinem Luftschiff »Norge« 1926 startete. Zwei Jahre später verunglückte die »Italia« des Italieners Nobile im Packeis von Spitzbergen. Amundsen blieb bei der Rettungsaktion verschollen.

Bei einer Stippvisite nach Spitzbergen Eisbären sehen

Spitzbergen lebt vom Tourismus, die Hauptsaison ist im Sommer zwischen Anfang Juni und Mitte August, während der Mitternachtssonne, wenn der warme Golfstrom die Westküste der Insel weitgehend eisfrei hält. Besucher kommen hauptsächlich in die Region um Longyearbyen oder auf Schiffen, welche die Inselgruppe umrunden und dabei auch Landgänge anbieten.

Sehr beliebt sind die Expeditionsreisen auf den Pfaden der großen Polarentdecker mit den Hurtigruten, die sieben- bis vierzehntägige Reisen ab Bergen bzw. Oslo anbieten. Während der Fahrt nach Spitzbergen erfahren die Passagiere sehr viel über Geschichte und Lebensräume des Archipels.

In Longyearbyen steht eine Besichtigung der Bergbausiedlung auf dem Programm, in Barentsburg der Besuch des Museums sowie eine Folkloreshow, und natürlich hält das Schiff auch in Ny Ålesund, damit Karten vom nördlichsten Postamt der Welt verschickt werden können. Der Höhepunkt der Reise ist jedoch die Fahrt nach Nordspitzbergen, wo das Schiff bei der Insel Moffen den 80. Breitengrad erreicht: Am Packeisrand tummeln sich häufig Eisbären und Robben – ein herrliches und seltenes Fotomotiv!

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