Medizinisches Cannabis – die Gesetzeslage in Norwegen
Cannabis als Medizin
Bei den medizinisch wirksamen Wirkstoffen der Hanfpflanze handelt es sich um die sogenannten Cannabinoide; sie helfen unter anderem gegen Entzündungen, Schmerzen und Krämpfe und werden deshalb auch zur Behandlung von Epilepsie, dem Tourette-Syndrom und Multipler Sklerose eingesetzt.
Darüber hinaus wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich mit Cannabinoiden auch psychiatrische Symptome behandeln lassen und dass bestimmte Bestandteile sogar die Verbreitung von Krebszellen im Körper hemmen, indem ein bestimmtes Enzym blockiert wird.
Gesetzeslage in Deutschland
Seit dem 10. März 2017 dürfen Ärzte aller Fachrichtungen in Deutschland gemäß Betäubungsmittelgesetz medizinisches Cannabis in Form von Blüten und Extrakten verschreiben – wenn die Patienten schwer krank sind. Sofern die jeweilige Krankenkasse die Behandlung genehmigt hat, übernimmt sie auch die Kosten der Behandlung.
Medizinisches Cannabis wird entweder mithilfe eines elektrischen Verdampfers inhaliert oder als eine Art »Tee« getrunken. Einen Joint zu rauchen, ist medizinisch hingegen völlig wirkungslos.
Bei den Hanfölen wiederum kommt es darauf an, um welches Öl es sich handelt: Hanfsamenöl unterliegt zudem nicht dem Betäubungsmittelgesetz, da es keine psychoaktiven Wirkstoffe enthält. Bei CBD-Öl hat sich die Rechtslage in den vergangenen Monaten mehrfach geändert, es wirkt aber ebenfalls nicht berauschend.
Beide Öle unterscheiden sich in ihrer Wirkung: Hanfsamenöl gilt als Superfood und ist im Rahmen einer gesundheitsbewussten Ernährung zu empfehlen, CBD-Öl hat unzählige medizinisch einsetzbare Eigenschaften, und es werden immer weitere entdeckt.
Gesetzeslage in Norwegen
Während die den Cannabiskonsum betreffenden Gesetze in Deutschland gelockert wurden, sieht es in Skandinavien ganz anders aus. Vor allem in Schweden gelten nach wie vor sehr strenge Regelungen. Erst nachdem zwei an chronischen Rückenschmerzen leidende Patienten geklagt hatten, wurde in Schweden erstmals medizinisches Cannabis verschrieben.
Auch in Norwegen wird der Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis sehr strikt gehandhabt. So wird der Besitz von bis zu 15 Gramm Marihuana mit hohen Geldbußen geahndet. Wer mehr als 15 Gramm bei sich hat oder mit Cannabis dealt, dem droht eine Gefängnisstrafe. Jedoch wurden in Norwegen die Gesetze mittlerweile insoweit gelockert, dass Cannabis zu medizinischen Zwecken verwendet werden kann.
Dennoch gestaltet sich die Gesetzeslage weiterhin als sehr schwierig. So dürfen nur speziell dafür ausgebildete Ärzte Cannabis verschreiben. Doch vorher muss sich solch ein Arzt an den norwegischen Aufsichtsrat für Gesundheit sowie an die norwegische Gesundheitsbehörde wenden. Dort legt er die Krankheitsgeschichte des Patienten detailliert dar und begründet, warum eine Behandlung mit medizinischem Cannabis nötig ist. Und er belegt, dass sich andere Therapieformen als unwirksam herausgestellt haben.
Erst wenn sowohl der Aufsichtsrat für Gesundheit und die Gesundheitsbehörde die Therapie mit medizinischem Cannabis genehmigt haben, darf der Arzt seinem Patienten das Rezept ausstellen.
Etwas leichter haben es Patienten, die unter einer schweren Krankheit leiden und die bereits positiv auf die Behandlung mit medizinischem Cannabis angesprochen haben. In diesem Fall darf der behandelnde Arzt die Therapie mit Cannabis fortsetzen, ohne dass der Patient vorher andere Therapieformen in Erwägung ziehen muss.
Bisher ist unklar, ob die strengen norwegischen Vorschriften in absehbarer Zeit gelockert werden. Immerhin sieht das Wahlprogramm der grünen Umweltpartei (Miljøpartiet De Grønne) ein staatlich kontrolliertes Produktions- und Verkaufssystem für Cannabis vor – was eine Abkehr von der jetzigen strengen Cannabis-Politik bedeuten würde. Allerdings ist sie bisher die einzige Partei Norwegens, die sich für eine Cannabis-Legalisierung einsetzt.